500 Jahre Sonnenuhren

Die Wiederentdeckung der Sonnenuhr in Straden

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Entdeckung in letzter Minute

Dem Menschen war es schon immer ein Bedürfnis sich zeitlich im Tagesverlauf zu orientieren. Sonnenuhren wurden früh in sonnenreichen Gebieten der Erde wie in Babylonien und Ägypten erfunden, um die Zeit zu messen. Vor 500 Jahren wurde an der Stradener Kirchenmauer auch eine Sonnenuhr angebracht. Beinahe ist sie unentdeckt geblieben.

Für die Erstellung der Pfarrchronik „800 Jahre Pfarre Straden“ zog das Autorenteam Dr. Norbert Müller und Gottfried Allmer für die Wehrgeschichte Prof. Ludwig Freidinger zu Rate. Aus der Region stammend ließ er es sich nicht nehmen, mittels einer Leiter die Renovierungsdaten an der Kirchenmauer zu dokumentieren. Dabei stieß er im Jahr 1987 auf die Überreste der Sonnenuhr. Die Entdeckung erfolgte quasi in letzter Minute wie die Zeichnung auf Seite 143 der Pfarrchronik zeigt. Im Jahr 2000 wurde unter Pfarrer Mag. Friedrich Weingartmann die Restaurierung der Wehrmauer in Zusammenarbeit mit dem bischöflichen Bauamt durchgeführt. Die Marktgemeinde Straden übernahm neben den damals dort noch eingemauerten Flechtwerksteinen auch die Restaurierung der Sonnenuhr.

Der spätere Hofer Bürgermeister Markus Neumayer verwies auf die in seiner Heimat tätige Schlosserei Jindra. Das war der erste Kontakt mit dem Weitental in Niederösterreich – dem Tal der Sonnenuhren. Johann Jindra sen. hat die Wehrmauer vermessen und den Polstab wieder angebracht. Die konservatorischen Arbeiten übernahm dankenswerterweise Mag. Annette Spiegl aus Krusdorf unter Mithilfe von Josef Lackner sen. aus Marktl. Seit dem Vorjahr und in Hinblick auf das heurige Jubiläum wurde am Fuß der Wehrmauer ein kleines Hinweisschild angebracht.

Die heute noch vorhandenen Sonnenuhren geben kein richtiges Bild über die wirkliche Anzahl der einstmals vorhandenen Sonnenuhren. Die Schönwetter-Zeitanzeiger sind aber heute wieder ein Element der Gestaltung und Verschönerung von Gebäuden und Frei􀃸 ächen geworden. In der Marktgemeinde Straden hat sich seit einigen Jahren eine kleine Arbeitsgruppe gebildet, die sich im Rahmen des Themas Lebenskraft mit Sonnenuhren beschäftigt. Nach einer ersten Bestandsaufnahme stellt die Marktgemeinde Straden für alle, die an einer Sonnenuhr interessiert sind, das fachliche Hintergrundwissen in der Person von Ing. Prattes zur Verfügung. Beispiele sind bereits beim Gasthaus Hesch in Krusdorf oder Weinbau Leber in Waasen am Berg zu sehen. Für das Jubiläumsjahr sind seitens der Marktgemeinde Straden Sonnenuhren für den Hochzeitssteg und das Info-Gebäude vorgesehen.
 

Sonnenuhr und Kirchenmauer sind gleich alt

Die Amtsleiterin und Ortschronistin Dr. Christa Schillinger beschäftigt sich schon seit einiger Zeit mit den Sonnenuhren. In einem Interview gibt sie uns Einblicke in die historischen Hintergründe.

Die Sonnenuhr ist mit dem Jahre 1521 datiert. Warum wurde sie wahrscheinlich gerade zu der Zeit auf der Kirchmauer angebracht?
Die Sonnenuhr fällt in die Blütezeit der vertikalen Sonnenuhren. Der Polstab wurde auf die geographische Breite ausgerichtet und zeigte die wahre „Ortszeit“. Unsere Sonnenuhr kennt also keine Sommerzeit.

Was war der Grund, warum die Mauer gerade zu der Zeit gebaut wurde?
Straden lag an der Grenze des damaligen Herzogtums Steiermark. Das Burgenland ist ja erst vor 100 Jahren zu Österreich gekommen. Die Wehrmauer erfüllte eine wichtige Schutzfunktion gegen Feindeinfälle aus dem Osten.

Kann man Vermutungen anstellen, wer der „Urheber" der Sonnenuhr gewesen sein könnte?
Auf Baustellen arbeiteten damals so genannte „Bauhütten“, denen verschiedene Gewerke angehörten. Vielleicht gab es damals auch jemanden, der sich auf die Konstruktion von Sonnenuhren verstand.

Wie kann man sich 1521 in Straden vorstellen - wie wurde Straden regiert, wie war das Leben, welche Berufe waren üblich, welche Schulen hat es gegeben? Wie konnte man sich das Pfarrleben vorstellen?
Über der Sonnenuhr befinden sich die Überreste der Initialen W.S. für den damaligen Pfarrer Wolfgang Suppan. Schon damals war Straden ein Zentralort der Region. Es gab bereits eine Pfarrschule und um die Kirchen waren Handwerk und Gewerbe angesiedelt. Die Dörfer waren überwiegend landwirtschaftlich geprägt. An Sonn- und Feiertagen begab man sich zu den Messen nach Straden und konnte dort auch seinen Bedarf an Gütern decken, die nicht in Selbstversorgerwirtschaft hergestellt wurden.

Die Sonnenuhr ist relativ hoch angebracht, konnte sie von der Bevölkerung überhaupt gut abgelesen werden?
Man muss sich vorstellen, dass das Hangniveau damals anders war. Der „Plankenweg“ von Süden führte entlang der Mauer zum alten Eingang in den Pfarrhof unter der Zeder. Dieser Teil der Mauer wurde später auch verändert, ohne auf die Sonnenuhr Rücksicht zu nehmen. Durch den Bau eines Stützpfeilers können die Nachmittagsstunden heute nicht mehr abgelesen werden.

War die Uhr am Kirchturm um 1521 bereits vorhanden? Welche Uhren oder andere Zeitmesser waren um 1521 sonst noch üblich? Wie konnten sich die Menschen zeitlich orientieren?
Orientierung bot zum einen der Sonnenstand. Wann der Kirchturm in Straden seine erste Uhr bekommen hat, ist leider nicht bekannt. Die früheste Nachricht stammt aus dem Jahr 1716. Bekannt war auch die Sanduhr – auch Stundenglas genannt. Im übrigen war die Stunde weitgehend ausreichend - Minuten und Sekunden ohne größere Bedeutung.
 

Galerie - Sonnenuhren in Straden

 

Dokumente zum Thema

Stradener Sonnenuhren
Broschüre der Marktgemeinde Straden 2019

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